Gerade mal acht Monate liegen zwischen der letzten Schülerdebatte im Oktober 2022 und der diesjährigen Debatte im Mai 2023. Dennoch war das Interesse und die Beteiligung an der Veranstaltung am 15. und 16.5.2023 groß. Die Jungen Europäischen Föderalist:innen Berlin-Brandenburg haben die Vorbereitung, Organisation und Durchführung der Debatte auch diesmal als inhaltlicher Kooperationspartner unterstützt und betreut. Unter dem diesjährigen Thema “Demokratie in der Europäischen Union” nahmen über 70 Schüler:innen aus Berlin, Brandenburg und Polen an der Debatte teil. Insgesamt waren an beiden Tagen ca. 100 Menschen anwesend.
Demokratie in Europa: Wahlen, Rechtsstaatlichkeit und Partizipation
Hauptorganisator und Initiator der Veranstaltung war, wie bereits auch in den letzten Jahren, das Frankfurt-Slubicer Kooperationszentrum. Als JEF-BB waren wir maßgebend für die inhaltliche Ausrichtung der Schüler:innen-Debatte verantwortlich. Anlässlich des Europamonats, der traditionell im Mai gefeiert wird, und der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament 2024 wurde sowohl von den JEF als auch vom Kooperationszentrum das Thema “Demokratie” als besonders geeignet und relevant betrachtet. Seit Ende 2022 ist zudem klar, dass viele Jugendliche in Deutschland bei den kommenden Europawahlen erstmals mit 16 Jahren abstimmen dürfen. Daher war es den JEF ganz besonders wichtig, die deutschen wie auch polnischen Schüler:innen über die Wahlen zum EU-Parlament aufzuklären und sich mit ihnen über den Zustand der Demokratie in Europa auszutauschen.
Dazu haben sich Freiwillige der AG-Politische Bildung mit den an der Debatte teilnehmenden Schulklassen getroffen und sie mittels Vorbereitungsworkshops mit der Europäischen Union, den Wahlen, dem Thema Rechtsstaatlichkeit und auch der Frage nach Jugendbeteiligung vertraut gemacht. In interaktiven und kreativen Planspielen und Gruppendiskussionen wurden die wichtigsten Inhalte zu diesen Themen besprochen und spielerisch angewendet. Die Schüler:innen haben beispielsweise die Rolle der EU-Kommission oder von Jugendverbänden eingenommen, um ein gemeinsames Gesetz für ein einheitliches Wahlalter in der EU auf den Weg zu bringen. In einem Linienspiel konnten sie sich entlang einer räumlich-gedachten Achse zu verschiedenen (europa-)politischen Aussagen positionieren und ihre Ansichten mit anderen diskutieren.
Was lange währt, wird endlich gut
Die lange und intensive Vorbereitung in den Schulklassen mündete dann schließlich in einen gemeinsamen deutsch-polnischen Vorbereitungsworkshop im Brandenburger Helene-Camp. Dort konnten die Schüler:innen aus Deutschland und Polen sich erstmals kennenlernen und sich nochmal gezielt auf die Debatte am darauffolgenden Tag vorbereiten. Dieser Zusatzworkshop wurde in diesem Jahr erstmals organisiert und diente vor allem dazu, die rhetorischen Fertigkeiten der Jugendlichen zu schulen. In Kleingruppen sollten sie zum Beispiel einen 3-minütigen Pitch zu einem selbstgewählten Thema vorbereiten und dann vor der größeren Gruppe vortragen. Auf diese Weise lernten sie das Sprechen vor einem Publikum und wie sie sich gegenüber anderen selbstbewusst und überzeugend ausdrücken. Fähigkeiten, die für die Debatte am nächsten Tag entscheidend waren. Zudem gab es Übungen zu interkultureller Kompetenz und Teambuilding. Als JEF konnten wir diesen Tag auch nochmal nutzen, um das Wissen zur EU und den einzelnen Unterthemen aufzufrischen und letzte Fragen von Seiten der Schüler:innen aus dem Weg zu räumen.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen…
… denn am Tag der Schüler:innendebatte selbst wurde in den Kleingruppen intensiv diskutiert. Das Ergebnis war am Ende ein umfangreiches Forderungspapier zur Rechtsstaatlichkeit in der EU, zu den EU-Wahlen und zur Jugendpartizipation. Die Jugendlichen sprachen über Abtreibungsrechte und Pressefreiheit, aber auch über das Wahlalter und den Mangel an politischer Bildung in den Schulen. Ein breites Spektrum an Schwerpunkten zu den unterschiedlichsten Aspekten der Demokratie wurde von den Schüler:innen eigenständig aufgenommen und in konkrete politische Forderungen und Maßnahmen übertragen. Die vielen spannenden Ideen und Überlegungen wurden schließlich dem großen Plenum im Saal vorgestellt, diskutiert und darüber abgestimmt. Zum Schluss hatten die Schüler:innen dann noch die Möglichkeit, Vertreter:innen aus Politik und Wissenschaft um Stellungnahme für ihre Forderungen zu bitten. Daraus ergab sich eine teils leidenschaftliche Diskussion über den Zustand der Demokratie in Deutschland und Polen sowie über die Beteiligung von jungen Menschen an politischen Prozessen.
Die JEF Berlin-Brandenburg nimmt dieses Ereignis als Ausgangspunkt für das weitere bildungspolitische Engagement und für die Aufklärungskampagne für die kommende Europawahl. Wir danken allen Helfer:innen für die tatkräftige Unterstützung, dem Frankfurt-Slubicer Kooperationszentrum für die tolle Organisation und Zusammenarbeit, den teilnehmenden Schulen für ihr Engagement, den Dolmetscher:innen für ihre tolle, unermüdliche Arbeit und allen weiteren Beteiligten für ihren Einsatz vor, während und nach der Schüler:innen-Debatte. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und wir freuen uns als JEF schon auf die nächste Edition!